Mönchzeller Viergötterstein gefunden

So darf man sich die vier Seiten des ursprünglichen Steines etwa vorstellen:

Viergötterstein02

Mein Vater, Franz Ruby, hat mir schon früh erzählt, dass in Mönchzell im 19. Jahrhundert eine alte römische villa rustica und ein Viergötterstein gefunden worden seien. Als Bibliotheksangestellter an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg hatte er Zugang zu alten Büchern und Zeitschriften. Eigentlich war er Zimmermann, wie alle unsere Vorfahren, aber der Rücken hatte es nicht mehr mitgemacht und so wechselte er an die PH, wo er auch Vorsitzender des Personalrats wurde. Einen großen Teil seiner Freizeit verbrachte er mit dem Erforschen der Geschichte der Heimat. Seiner alten in Südböhmen und seiner neuen in Mönchzell. Für mich war es als Jugendlicher faszinierend, was mir mein Vater vermittelte und ich setzte seine Arbeiten fort. Das Zwischenergebnis war die 650-Jahrfeier, aber auch Feste wie die Walpurgisnacht oder das Mönchzeller Feuerreiterfest, die alle einen geschichtlichen Hintergrund haben.

Im Schafstall eingemauert

Uns war bekannt, dass der Ziegelhausener Heimatkundler Karl Christ und sein Bruder 1887 im Schafstall des Mönchzeller Schlosshofs einen Viergötterstein entdeckt hatten und dass dieser 1887 nach Mannheim in die Sammlung des dortigen Altertumsvereins verbracht worden war. Wegen des Krieges mit der bekannten Zerbombung Mannheims, hatte sich in uns der Irrglaubte festgesetzt, dass es keinen Sinn mache, nach diesem Stein zu forschen.

Ein Hauch von Rom

Nun entdeckte ich 2016 bei amazon den Katalog zu der Ausstellung „Ein Hauch von Rom“ in den Reiss-Engelhorn-Museen (Mannheim), erschienen im renommierten Verlag Schnell & Steiner (Regensburg). Und ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, als ich davon las, dass dort Viergöttersteine aus der Region Rhein-Neckar ausgestellt sind. Schon am nächsten Tag war der Katalog da, aber zu meiner Enttäuschung keine Bilder vom Mönchzeller Viergötterstein drin.

Ein Hauch von Rom

Ich schrieb dann an Frau Dr. Grünewald, die die Ausstellung konzipiert hat, und bekam zu meiner Überraschung und großen Freude Antwort. Frau Dr. Grünewald hatte sich tatsächlich ehrenamtlich auf die Suche gemacht und den Mönchzeller Stein im Aufbewahrungsraum E4 in Mannheim gefunden. Da war die Freude groß. In Kürze werde ich durch die Vermittlung von Frau Mathilde Grünewald auch die Bilder vom Mönchzeller Stein bekommen.

Frau Dr. Mathilde Grünewald vom MAV (Bild: Anja Bender)

Die Göttinnen abgemeißelt und abgefallen

Üblicherweise waren auf solchen Steinen, die den Sockel einer Jupitergigantensäule bildeten die Gottheiten Minerva, Herkules, Merkur und Juno abgebildet.

Beim Mönchzeller Stein, fehlte schon beim Fund im Schafstall die vierte Seite (vermutlich mit Minerva). Sie war einfach abgemeißelt worden, um sie besser in den Schafstall einbauen zu können. Die dritte Seite (mit Juno) ist noch gut erkennbar, wenn auch beschädigt. Die Beschreibung des Steines, wie er 1887 gefunden wurde, habe ich in wikipedia eingestellt (mal sehen, wie lange sie dort drin bleibt, bis die Wiki-Polizei sie wieder heraus nimmt):

„In Mönchzell wurde auch das Oberteil eines quadratischen römischen Viergöttersteins aus Buntsandstein gefunden. Er war in der als Schafstall genutzten oberen Scheune im Gutshof („Schloss“) eingemauert und wurde 1887 von dem Heidelberger Heimatgeschichtler Karl Christ und seinem Bruder entdeckt. Der untere Teil des Steins fehlt. Die ursprünglich gut gearbeiteten von oben bis zur Brustmitte erhaltenen Götterfiguren zeigen – Juno mit Schleier über dem gewellten Haar, fast nur in den Umrissen erhalten, – Merkur mit Flügeln am Kopf, die Chlamys (= Reisemantel) über der linken Schulter und – Herkules, nackt mit Vollbart in Rundnischen. – Die vierte Seite wurde glatt abgemeißelt, um den Stein baulich verwenden zu können. Der nur mit den oberen 40 cm erhaltene, ursprünglich quadratische Stein hat eine Breite von 52 cm. Er dürfte Teil einer Jupitergigantensäule der Mönchzeller villa rustica gewesen sein. Er wurde 1888 durch Vermittlung des damaligen katholischen Gutsverwalters Edinger in Spechbach vom Mannheimer Altertumsverein erworben.“

Es wäre ein Traum den Viergötterstein von einem Steinmetz nachbilden und dann am Ortsteingang von Mönchzell aufstellen zu lassen.Wie man auf der Skizze oben rechts sieht, waren die Jupitersläulen zur Römerzeit bunt bemalt. Schöner scheint mir die Nachbildung links in Natur zu sein. Erhalten ist vom Mönchzeller Stein zwar nur der untere Teil mit dreien von den normalerweise vier Göttern, aber schön wäre natürlich ein Komplettnachbildung. Jetzt heißt es erst mal die Bilder und die weiteren Berichte von Frau Dr. Grünewald aus Mannheim abwarten. 

Die Mönchzeller Juno

Und schon ist die Antwort da. „Die Mönchzeller Juno dürfte ausgesehen haben wie  die Junones auf den anderen Viergöttersteinen: Lang gewandet, Schleier über dem Haupt, Schale in der Rechten oder Altar unterhalb der Rechten, auf dem sie (sich selber) opfert, oder Hand am Gewand,  in der linken Hand ein Weihrauchkästchen oder ihr Szepter.  Sie haben ja mein Begleitbuch „Ein Hauch von Rom“, da sind einige Junones abgebildet, wie diese:“

Juno

 Minerva wurde abgemeißelt

„Die fehlende Gottheit auf Ihrem Stein dürfte Minerva gewesen sein.“

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