„Den Erbfeind wenigstens etwas unschädlicher machen“ – 37 Meckesheimer mussten gegen Frankreich in den Krieg

KRIEG GEGEN FRANKREICH

Preußen hatte die großdeutsche Lösung (mit Österreich) gegen die kleindeutsche Lösung (ohne Österreich) ausgetauscht. Als nunmehr unangefochtene deutsche Führungsmacht verfolgte es die kleindeutsche Lösung beharrlich. So manövrierte Bismarck die deutschen Staaten geschickt in den Krieg gegen die Franzosen, den Frankreich als Angreifer erklärte. Die süddeutschen Staaten schlossen sich Preußen an und erklärten Frankreich den Krieg. Die badischen Truppen, zu denen viele Meckesheimer und Mönchzeller gehörten, kämpften vor Straßburg und im Dezember 1870 und Januar 1871 vor Belfort. Sie verhinderten den Einfall einer 140.000 Mann starken französischen Armee bei Basel nach Deutschland.

BelfortZitadelle.jpg

Zunächst widerstanden die französischen Truppen 103 Tage lang der Belagerungdurch die Preußen und Badener.Am 16. Februar 1871  wurden dann aber Festung und Stadt den deutschen Truppen übergeben. Die Festung teilweise schleiften. Durch seinen Widerstand wurden Belfort und seine Zitadelle zu einem bekannten Symbol des französischen Freiheits- und Kampfeswillens. Im Frieden von Frankfurt 1871 wurde das Gebiet um Belfort, obwohl historisch zum Oberelsass gehörig, nicht wie das übrige Elsass und Teile Lothringens vom Deutschen Reich annektiert, „weil der Sieger im Siege Mäßigkeit an den Tag legen muss“ (Graf Moltke).

Bei Dijon und Nuits erlitten die badischen Truppen starke Verluste. Doch die französischen Truppen wurden zurückgeschlagen und in die Schweiz getrieben, wo sie entwaffnet wurde. Wie Zimmermann in seiner Ortschronik von 1937 berichtet, starb der letzte „Meckesheimer Kämpfer“, Georg Fabian, am 1. Dezember 1932. Zum Gedenken an diesen Krieg wurde ein Kriegerdenkmal neben der evangelischen Kirche aufgestellt.

KriegerdenkmalMeckesheim.jpg

Nach dem Deutsch-Dänischen und dem Deutschen Krieg von 1864 und 1866 gilt der Konflikt mit Frankreich als dritter und letzter der deutschen Einigungskriege. Noch während seines Verlaufs trat Baden mit Bayern, Württemberg und Hessen-Darmstadt dem Norddeutschen Bund bei, der sich mit Wirkung vom 1. Januar 1871 Deutsches Reich nannte. Der preußische König Wilhelm I. nahm den Titel „Deutscher Kaiser“ an. Otto von Bismarck wurde erster Reichskanzler. In Frankreich hatte der Krieg nicht nur die endgültige Abschaffung der Monarchie zur Folge. Vor allem der Verlust Elsaß-Lothringens erzeugte einen dauerhaften, gegen Deutschland gerichteten Revanchismus. In Deutschland wiederum verfestigte sich die Vorstellung von der so genannten Erbfeindschaft gegenüber Frankreich. Beides belastete die deutsch-französischen Beziehungen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein.

Die Namen der Meckesheimer Kriegsteilnehmer von 1870/71:

Dienstgrad Name Vorname Einheit
BRUGGER Frdl. Landwehrbataillon
DÖRZBACH Jos. Landwehrbataillon
Einj. Freiw. ERNST Herm. II. Bad. Grenad. Rgt.
FABIAN Gg. I. Bad. Drag.Rgt.
FLECK Frdr. I. Bad. Leib Grenad. Rgt.
FLETTERER Adam Landwehrbataillon
HEID Joh. in Garnison
HEID Leonh. in Garnison
Sanit. HENRICUS Leonh. I. Bad. Leib Grenad. Rgt.
HERBOLD Adam II. Bad. Drag.Rgt.
HESS Frdr. II. Bad. Grenad. Rgt.
JUHL Jos. in Garnison
KASPARI Adam II. Bad. Grenad. Rgt.
KAUFMANN Marx Landwehrbataillon
KERN Daniel Landwehrbataillon
KERN Gg.Mich. III. Bad. Inf. Rgt.
KERN Gg.Mich. II. Bad. Drag.Rgt.
Gefr. KERN Joh.Frdr. II. Bad. Grenad. Rgt.
Gefr. KERN Joh.Kasp. II. Bad. Grenad. Rgt.
KIRSCH Ludw. V. Bad. Inf. Rgt.
KLING Franz in Garnison
KLING heinr. I. Bad. Leib Grenad. Rgt.
KLING Pet. I. Bad. Leib Grenad. Rgt.
Serg. KÖMEL Andr. II. Bad. Grenad. Rgt.
Einj. Freiw. LECHNER Jos. II. Bad. Grenad. Rgt.
LEIS Gg. in Garnison
MALL Frdl. I. Bad. Leib Grenad. Rgt.
Uffz. MAURER Pet. Landwehrbataillon
Uffz. MERKLE Fritz Württemb. Artill.Rgt. No. 13
MÜLLER Pet. II. Bad. Grenad. Rgt.
Gefr. RÖSCH Joh. Landwehrbataillon
SCHLUSSER Frdr. II. Bad. Grenad. Rgt.
Gefr. SCHOLL Frdr. Landwehrbataillon
SELTENREICH Jak. Train
Uffz. WELKER Konr. in Garnison
WELZ Joh. in Garnison
Einj. Freiw. WERNER Gg. II. Bad. Grenad. Rgt.

In einem Brief vom 21. August 1870 begründete Bismarck seine Absicht zur Annexion von Elsass-Lothringen:

„Wir stehen heute im Felde gegen den 12. oder 15. Überfall und Eroberungskrieg, den Frankreich seit 200 Jahren gegen Deutschland ausführt. 1814 und 1815 suchte man Bürgschaften gegen Wiederholung dieser Friedensstörungen in der schonenden Behandlung Frankreichs. Die Gefahr liegt aber in der unheilbaren Herrschsucht und Anmaßung, welche dem französischen Volkscharakter eigen ist und sich von jedem Herrscher des Landes zum Angriff auf friedliche Nachbarstaaten missbrauchen lässt. […]  Die einzig richtige Politik ist unter solchen Umständen, einen Feind, den man nicht zum aufrichtigen Freunde gewinnen kann, wenigstens etwas unschädlicher zu machen und uns mehr gegen ihn zu sichern, wozu nicht die Schleifung seiner uns bedrohenden Festungen, sondern nur die Abtretung einiger derselben genügt.“

Bismarck zementierte mit der von ihm betriebenen Reichsgründung die Teilung des ehemaligen Territoriums des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation in ein kleindeutsches Deutsches Reich und Doppelmonarchie Österreich-Ungarn.

Die Eingliederung Deutsch-Lothringens und des alemannischen Elsaß als Reichsland Elsaß-Lothringen verschärfte die sogenannte deutsch-französische Erbfeindschaft. Léon Gambetta, Staatsmann der Dritten Republik, formulierte die weitverbreiteten französischen Revanchegelüste am 16. November 1871 mit dem Satz: „Y penser toujours, n’en parler jamais.“ („Immer daran denken, niemals davon sprechen“).

Auf den 1870/71er-Krieg folgte eine der längsten Friedensphasen in Westeuropa, doch ein stabiler politischer Ausgleich zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich wurde nicht erreicht. Mobilmachung und Kriegsbeginn 1914 emotionalisierten Deutsche und Franzosen: die Deutschen wollten dem „Erbfeind“ alle Ambitionen auf eine Ostexpansion dauerhaft austreiben, Frankreich motivierte das revanchistische Ziel, die Deutschen hinter den Rhein zurückzudrängen und die „Schmach von 1870/71“ wett zu machen. 

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