Dies, scheint mir, ist zur Zeit das Wichtigste, dass wir uns wieder einmal (wie vor hundert Jahren Pestalozzi) mit aller Kraft um den Sinn des Ganzen bemühen
(Entwicklung, Vorwort, 1928)
Wir nähern uns einem Zustand, wo Theorien nicht mehr verboten sind und jeder sie für das nimmt, was sie sein sollen: notwendige Gedankenschemata, die ihren Zweck erfüllt haben, sobald sie durch bessere ersetzt weden
(Entwicklung, Vorwort, 1928)
Der Mensch steht nicht isoliert in der Welt, sondern ist verwandt mit den Tieren.
(Entwicklung, 1928, S. 8)
Wenn man alle sinnvollen Betätigungsweisen der Tiere und Menschen überblickt, so zeigt sich von unten nach oben ein Aufbau aus drei großen Stufen: Instinkt, Dressur und Intellekt.
(Entwicklung, 1928, S. 8)
Der Instinkt ist der Nährboden aus dem alles Höhere heraus wächst. Es gibt auch beim Menschen kein Gebiet und keine Form geistiger Betätigung, die nicht irgendwie von Instinkten getragen werden
(Entwicklung, 1928, S. 8)
Auch die höchsten Gebilde des Geistes, das Staats- und Rechtsleben, Sprache, Kunst und Religion sind tief in den Instinkten verankert.
(Entwicklung, 1928, S. 8)
Instinkte haben einen extrem konservativen Charakter; sie funktionieren mit erstaunlicher Sicherheit und Präzision, wo alles beim alten bleibt und versagen, wo das Individuum in neue Lebensverhältnisse gerät.
(Entwicklung, 1928, S. 11)
Dressur ist assoziatives Gedächtnis.
(Entwicklung, 1928, S. 11)
Der menschliche Abrichter arbeitet mit Lohn und Strafe, womit er nur nachahmt, was die Natur ihm vormacht, denn auch in Freiheit lernt das Tier durch Erfolg und Mißerfolg.
(Entwicklung, 1928, S. 11)
Kein anderes Geschöpf muss in seinem Leben so viel lernen wie der Mensch.
(Entwicklung, 1928, S. 14)
Mit der Jugend hängt aufs engste das Jugendspiel zusammen. Junge Hunde, Katzen und das menschliche Kind spielen, Käfer und Insekten dagegen, auch die hochentwickelten Ameisen und Bienen, spielen nicht. Das Spiel kommt zu plastischen Anlagen als Ergänzung hinzu, erst beide zusammen bieten ein Äquivalent für Instinkte.
(Entwicklung, 1928, S. 14)
Lehrer und Schüler wissen gleich gut, dass zu jedem menschlichen Lernen Wiederholungen, Zeit und Geduld gehören, ungefähr so wie zum Kriegführen das Geld.
(Entwicklung, 1928, S. 14)
Robinson auf seiner Insel macht Erfindungen durch Übelegung und Einsicht. Erfinden im echten Sinne des Wortes, das ist die biologische Leistung des Intellekts.
(Entwicklung, 1928, S. 15)
Eine der ersten wissenschaftlichen Beobachtungen, die man in der Denkpsychologie mit einigermaßen schwierigen Aufgaben gemacht hat, war die, dass uns die Lösung nicht selten plötzlich gelingt; die Sprache hat eine eigene Interjektion für dieses „innere Aufleuchten“ (aha!) geschaffen.
(Entwicklung, 1928, S. 18)
Das „Einmal für allemal“ trat bei den Denkuntersuchungen am Menschen klar hervor: mathematische Beweise z.B. lernt man nicht wie Vokabeln oder Gedichte durch Wiederholungen. Oder Manipultionsschwierigkeiten, die uns ein Kofferschloss bereiten kann, überwindet man entweder durch planloses Probieren oder durch planmäßiges Vorgehen. Nur im zweiten Fall besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass wir im Wiederholungsfalle sofort wieder ins richtige Geleise kommen.
(Entwicklung, 1928, S. 18)