Post aus Augsburg
Heute ist Freitag, der 13. Januar 2017. Für manche ein Unglückstag und trotz aller Aufgeklärtheit immer noch etwas gruselig, zumal heute Sturmtief Egon durch die Germarkung tobt. Ich will heute eine Anfrag aus Bayern beantworten, die Meckesheim betrifft:
„Und zwar interessiere ich mich wegen meiner Familiengeschichte (Ahnenforschung) für Georg Peter Maurer (20.02.1730-21.03.1815), der von 1781 bis 1814 Schultheiß von Meckesheim war. Seine Ehefrau war Maria Barbara geb. Welcker (auch Welker geschrieben) und lebte 09.01.1732 bis 19.04.1784. Über sie weiß ich bis jetzt noch gar nichts außer ihren Lebensdaten, allerdings finde ich einen Schultheiß Georg Welker (Amtszeit 1770-1780), und vielleicht war dieser ihr Vater oder sonst ein Verwandter.
Ich habe ein Buch zum Meckesheimer Bauernpropheten Johann Adam Müller. Da kommt auch der Schultheiß Maurer vor. Es wird darin übrigens auch ein mühevolles Straßenbauprojekt in Meckesheim erwähnt, das unter Maurers Amtszeit stattfand.“

Über den Schultheiß
Ich antworte dem Meckesheimer Nachfahren aus Bayern mit einem Vermekr aus Zimmermanns Ortschronik: „1815: Am 21. März 1815 starb hier der bekannte Schultheiß Gg. Peter Maurer. Er erreichte ein Alter von 85 Jahren. Dieser war ein reicher Bauer, der zu jener Zeit der Gemeinde 2000 fl. Kapital geliehen hatte. Als der Schultheiß Kilian dem Tode nahe war, trug sich Maurer der Gemeinde als Schultheiß an, mit dem Bemerken, daß wenn diese ihn nicht zum Schulzen mache, er ihnenn die 2.000 fl. aufkündigen würde. Übel oder wohl, die Gemeinde hatte gerade in selbiger Zeit nicht die verfügbaren Mittel, daß sie dem Maurer das Kapital zurückbezahlen konnte. So wählte man ihn halt zum Schulzen. Dieses wurde aber von den verschiedenen Gemeindemitgliedern ungern gesehen. Gleichzeitig war Maurer auch noch Zehentschöffe und führte außerdem die Kriegskasse von der ganzen Zehent Meckesheim wozu auch Zuzenhausen gehörte. Besonders gut konnte er es mit dem französischen General Ney, der in der Zeit in Zuzenhausen in Quartier lag mit seinen Truppen. Der Schultheiß Keitel aus Zuzenhausen wurde von diesem Unhold gefangen gehalten und mußte allerhand Mißhandlungen im französischen Prison ausstehen. Aber darum kümmerte sich der Meckesheimer Schulz, der mit dem General Ney in freundschaftlicher Verbindung stand, nicht im geringsten.“
Unbeliebt, gefürchtet, ruhelos
Die Anfrage aus Bayern endete übrigens so: „Maurer soll unbeliebt und gefürchtet bei den Bürgern Meckesheims gewesen sein, und nach seinem Tod hielt sich angeblich bis ins 20. Jahrhundert hinein im Ort die Furcht, dass der alte Schultheiß noch immer auf der Bühne (dem Speicher) seines Hauses als ruheloser Geist mit seinem Kopf unter dem Arm umgehe. Da würde mich interessieren, ob dieses alte Haus vielleicht sogar noch existiert oder ob es jemand kennt.“
Spuk in der Bahnhofstraße 24?
Maurer hatte das Haus in der heutigen Bahnhofstr. 24 (neben Pizza Pronto) erbaut. Damals war das der „Badische Hof“, Gasthaus mit Metzgerei. Über den Schultheiß Maurer findet sich ein wenig im Buch „300 Jahre Gasthäuser und Wirtschaften in Meckesheim“. Auch im Roman „Der Bauernprophet ist über ihn geschrieben, wobei da wohl nicht alles unbedingt fakt ist – ist halt ein Roman.
Mauert Wiki?
Ich habe in Wikipedia einen Artikel über Georg Peter Maurer eingestellt. Da er möglicherweise an den den Relevanzkriterien scheitert, habe ich ihn abkopiert und stelle ihn zur Sicherung auf fundsplitter ein:
Georg Peter Maurer[1] (* 20. Februar 1730 in Meckesheim; † 21. März 1815 ebenda) war von 1781 bis 1814 kurpfälzischer und badischer Oberamtsschultheiß von Meckesheim und nahm in seinem Amt auch auf Landesangelegenheiten Einfluss.[2] Er war weit über Meckesheim hinaus bekannt und galt zu Beginn des 19. Jahrhunderts als „fast legendäre Gestalt in der Pfalz“.[3][4]
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Leben
Maurer war zu seiner Zeit der reichste Meckesheimer Bürger und kam mit 51 Jahren als Gläubiger der Gemeinde zum Amt als Schultheiß im Oberamt Heidelberg, das er bis zu seinem 84. Lebensjahr innehatte.[5] Maurer war auch Zehentschöffe und verwaltete die Kriegskasse der Meckesheimer Zent.
Maurer führte Meckesheim mit kraftvoller, aber auch harter Hand. So wurde unter Maurer in den Jahren 1803 bis 1807 der Lobbachdamm errichtet, der das Dorf vor den regelmäßigen Überschwemmungen der Lobbach schützte.[6]Allerdings ließ Maurer dieses Bauprojekt, um die Gemeindekasse zu schonen, durch Frondienst der Dorfbewohner durchführen, was zu seiner Unbeliebtheit beitrug. Während der Koalitionskriege stand Maurer in freundschaftlichem Verkehr mit dem französischen General Ney, der in der Zeit im Nachbarort Zuzenhausen mit seinen Truppen in Quartier lag, was ihm später den Vorwurf der Kollaboration eintrug.[7]
Im Taschenbuch für die vaterländische Geschichte von 1842 wird Maurer hingegen durchaus positiv geschildert. Er sei ein bedeutender Grundbesitzer gewesen und habe auf die Landesangelegenheiten bedeutenden Einfluss ausgeübt. Als „kräftiger und verständiger“ Amtsmann und Zentrichter habe Maurer über viele Jahre zum Wohl der Amtsuntergebenen als Richter, Ratgeber und Wohltäter gewirkt.[8] Maurers Bild ist in der Nachbetrachtung mithin widersprüchlich.
Familie
Seine Ehefrau war Maria Barbara, geb. Welcker (auch Welker geschrieben; * 9. Januar 1732; † 19. April 1784). Der gemeinsame Sohn Johann Konrad Maurer (1753–1832) war Pfarrer in Erpolzheim und Kirchheim.[9] Sein Enkel Georg Ludwig von Maurer war ein bedeutender Rechtshistoriker und bayerischer Staatsmann.[10] In Heidelberg wurden der Theologe Johann Friedrich Abegg und der Chemiker Leopold Gmelin die Ehemänner seiner Enkelinnen. Seine Tochter Susanna Margarete geb. Maurer (1766-1830) war die Ehefrau seines Amtsnachfolgers, des Schultheißen von Meckesheim Friedrich Jakob Rauschenmüller (Rausmüller).
Nachwirkung
Maurer soll bei den Bürgern Meckesheim unbeliebt und gefürchtet gewesen sein. Nach seinem Tod hielt sich bis ins 20. Jahrhundert hinein im Ort die Furcht, dass der alte Schultheiß Maurer noch immer auf dem Dachboden seines Hauses als ruheloser Geist mit seinem Kopf unter dem Arm umgehe. Maurer hatte sein Haus in der heutigen Bahnhofstr. 24 erbaut. Zu seiner Zeit war das der „Badische Hof“, ein Gasthaus mit Metzgerei.[11]
In Irma von Drygalskis historisch fundiertem Roman Der Bauernprophet kommt Georg Maurer als scharf gezeichnete Gegenfigur zum Protagonisten vor.
Literatur
- Doris Ebert: Die Schaffnerfamilie Heiliger zu Kloster Lobenfeld, die Schultheißenfamilie Maurer aus Meckesheim und ihre Nachfahren, in: Kraichgau. Beiträge zur Landschafts- und Heimatforschung, Folge 18, 2003, S. 165-186
- Friedrich Zimmermann: Ortsgeschichte des Kraichgaudorfes Meckesheim, 1937, Hrsg. Gemeinde Meckesheim, S. 123/124
- 300 Jahre Gasthäuser und Wirtschaften in Meckesheim, 2009, Hrsg. Gemeinde Meckesheim
- Irma von Drygalski, Der Bauernprophet (Historischer Roman, 1928)
Einzelnachweise
- Hochspringen↑ Friedrich Zimmermann: Ortsgeschichte des Kraichgaudorfes Meckesheim, 1937, Hrsg. Gemeinde Meckesheim, S. 123/124
- Hochspringen↑ Taschenbuch für die vaterländische Geschichte. Hrsg. v. Hormayr, Band 23, 1842, S. 432/433
- Hochspringen↑ Karl Dickopf: Georg Ludwig von Maurer 1790-1872 (Münchener Historische Studien. Abteilung Neuere Geschichte 4), Kallmünz 1960, S. 1
- Hochspringen↑ Karl Dickopf, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, Band 29, C.H. Beck, 1966, S. 162
- Hochspringen↑ Ortschronik von Friedrich Zimmermann: „1815: Am 21. März 1815 starb hier der bekannte Schultheiß Gg. Peter Maurer. Er erreichte ein Alter von 85 Jahren. Dieser war ein reicher Bauer, der zu jener Zeit der Gemeinde 2000 fl. Kapital geliehen hatte. Als der Schultheiß Kilian dem Tode nahe war, trug sich Maurer der Gemeinde als Schultheiß an, mit dem Bemerken, daß wenn diese ihn nicht zum Schulzen mache, er ihnen die 2.000 fl. aufkündigen würde. Übel oder wohl, die Gemeinde hatte gerade in selbiger Zeit nicht die verfügbaren Mittel, daß sie dem Maurer das Kapital zurückbezahlen konnte. So wählte man ihn halt zum Schulzen. Dieses wurde aber von den verschiedenen Gemeindemitgliedern ungern gesehen.“
- Hochspringen↑ Friedrich Zimmermann: Ortsgeschichte des Kraichgaudorfes Meckesheim, 1937, Hrsg. Gemeinde Meckesheim
- Hochspringen↑ Ortschronik von Friedrich Zimmermann: „Der Schultheiß Keitel aus Zuzenhausen wurde von diesem Unhold gefangen gehalten und mußte allerhand Mißhandlungen im französischen Prison ausstehen. Aber darum kümmerte sich der Meckesheimer Schulz, der mit dem General Ney in freundschaftlicher Verbindung stand, nicht im geringsten.“
- Hochspringen↑ Hormayer u.a., Taschenbuch für die vaterländische Geschichte von 1842, S. 432
- Hochspringen↑ Maurer, Georg Peter. In: Helmut G. Haasis: Morgenröte der Republik: die linksrheinischen deutschen Demokraten 1789–1849., Band 35199 von Ullstein Materialien, Ullstein Verlag, 1984, ISBN 978-3-548-35199-5, S. 223. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- Hochspringen↑ Maurer, Johann Konrad. Indexeintrag: Deutsche Biographie.
- Hochspringen↑ Gemeinde Meckesheim: 300 Jahre Gasthäuser und Wirtschaften in Meckesheim (2009)
General Ney
Bei General Ney könnte es sich um Michel Ney handeln, über den bei wikipedia ein Artikel veröffentlich wurde: