Als der Heidelberger Universitätsprofessor Ferdinand Adolf Kehrer am 25. September 1881 ein Telegramm aus Meckesheim erhielt, ahnte er noch nicht, dass dies der Tag sein sollte, an dem sein Name in die Medizingeschichte eingehen würde. Bereits zuvor hatte sein Neckargemünder Kollege Dr. Schütz die »Notwendigkeit des Kaiserschnittes« bei der Meckesheimerin Emilie Schlusser festgestellt, die seit zwei Tagen in den Wehen lag. Bei einer einstündigen Operation konnte Kehrer das Leben von Mutter und Kind retten, indem er eine neue Schnittführung am Uterus erstmals an einer Lebenden erprobte. Das war die Geburtsstunde des modernen Kaiserschnittes. Die 28-jährige Meckesheimerin Emelie Schlusser hatte zwar zuvor schon drei Kinder auf natürlichem Wege zur Welt gebracht. Sie waren aber alle im ersten Lebensjahr verstorben waren. Assistiert von zwei Chirurgen, dem praktischen Arzt Dr. med. Schütz aus Neckargemünd und der Walldürner Hebamme Maria Zeeb führte er die etwa einstündige Operation durch. Mutter und Kind waren nach der Operation wohlauf und erreichten beide ein hohes Alter. Das Kind bekam selber später 13 Kinder, 19 Enkel und 25 Urenkel. Noch heute erinnert in der nach Kehrer benannten Straße , die zur Zeit seiner Operation Mandelgasse hieß, am Operationshaus eine Inschrift an seine herausragende Pionierleistung.
Kehrer wurde für seine bahnbrechende Kaiserschnittmethode weltbekannt . Er schnitt die Gebärmutter nicht wie bis dahin üblich von oben nach unten, sondern quer auf. Nach der Entbindung wurde sie durch Naht von Muskulatur und Bauchfellüberzug wieder verschlossen. Diese Operationsmethode nennt man „konservativ klassischer Kaiserschnitt“.
Die Kaiserschnittmethode des Gynäkologieprofessors senkte die Müttersterblichkeit von ehemals 60 – 70 % bei der alten Kaiserschnittmethode auf unter 1 % und wird in der Modifikation nach Hermann Johannes Pfannenstiel, bei der auch die Bauchdecke durch einen Horizontalschnitt eröffnet wird, heute weltweit angewendet.
In der Professor-Kehrer-Straße 12 in Meckesheim wird seither mit der hier zu sehenden Tafel an dieses Ereignis erinnert.
Das Haus Professor-Kehrer-Straße 12 wurde 2011, zum 130-jährigen Jubiläum des Kaiserschnitts, renoviert. Hier das Bild von Kehrers Grab auf dem Heidelberger Bergfriedhof.