Der Zehnte war seit dem frühen Mittelalter, also ab ca. 500, die Einnahmequelle der Pfarreien. Er wurde von den Bauern als der zehnte Teil ihrer Ernte geleistet.
Der Große Zehnte
Es gab den Großen Zehnten, der von den Halmfrüchten wie Korn, Spelz, Gerste, Weizen und Hafer sowie von Flachs, Hanf und Wein erhoben wurde.
Die allgemeine Zehntablösung wurde 1833 durch ein Gesetz eingeleitet. Als Ablösungskapital mussten die Gemeinden das Zwanzigfache des jährlichen Durchnittswertes zahlen. Die Staatskasse bezuschusste die Gemeinden mit einem 20prozentigen Zuschuss des Ablösewertes. Dies waren gigantische Summen, die die Gemeinden teiweise Jahrzehnte belasteten. In Baden wurde in vielen Gemeinden noch um das Jahr 1860 der Gemeindezehnte gesammelt. Die alten Meckesheimer erinnerten sich noch um 1900 daran, wie der Getreidezehnte eingesammelt wurde.
Vom großen Zehnten bezog zwei Drittel das Stift zum Heiligen Geist in Heidelberg. Das restliche Drittel ging an die kurfürstliche Hofkammer in Heidelberg.
Der Kleine Zehnte
Daneben gab es den Kleinen Zehnten, der auf den übrigen Gewächsen lastete. Das waren Rüben, Kraut, Kohlrabi, Gelberüben, Bohnen, Erbsen, Linsen, Welschkorn, Heidekorn, Saubohnen, Wicken, Magsamen (Mohn), Raps, Hanf, Gras, Klee, Obst, später auch Kartoffeln und anderes mehr.
Der Blutzehnte und Lämmerzehnte
Zum Kleinen Zehnten gehörten aber auch die sonst als Blutzehnt bezeichnete Abgabe von jungen Tieren wie Spanferkeln, Gänsen, Enten, Hühnern aber auch Eiern. .Von den Schäfern stand der Pfarrei der Lämmerzehnte zu. Später wurden der Blut- und Lämmerzehnte aber nicht mehr natural, sondern in Geld gefordert. Hatte ein Mecksheimer Bauer zum Beispiel Milchschweine verkauft, so musste er von jedem Gulden Einnahmen vier Kreuzer (1 Gulden waren 60 Kreuzer) abliefern, von jedem verkauften Kalb sechs Kreuzer.
Alles genau geregelt
Die Verzehntung, also das Einsammeln der Zehntfrüchte, war genau geregelt. Bei den Halmfrüchten geschah die Verzehntung nach der Zahl der Garben. Die alten Meckesheimer berichteten um 1900, dass bei gebundenen Garben bei der letzten zu zählen begonnen wurde und jede Zehnte auf die Seite gestellt wurde. Die Zehntknechte standen schon da und sammelten die Garben ein. Diese kamen dann in die Meckesheimer Zehntscheuer. Hatte ein Zehntpflichtiger mehr als einen Acker mit Halmfrüchten, so wurde vom einen auf den anderen Acker fortgezählt. Blieben am Ende drei Garben übrig, so musste davon nichts entrichtet werden, von vier Garben aber der dritte Teil einer Garbe, von fünf Garben eine halb, von sechs oder sieben Garben zwei Drittel einer Garbe und ab acht Garben war eine ganze Garbe abzuliefern.
Die Meckesheimer Zehntscheuer
Die Meckesheimer Zehntscheuer stand auf dem Anwesen der späteren Bierbrauerei Hugo Mall. Sie wurde 1727 durch Maurermeister Rost und Zimmermann Diskant, die beide aus Heidelberg stammten, erbaut. Der Preis für den Bau betrugt 1005 Gulden. Die Scheuer besaß zwei Tore. Die gedroschenen Früchte wurden im Speicher aufbewahrt. Nach der Fertigstellung des Baues wurde die Zehntscheuer ab 16. April 1728 genutzt. Das Holz dazu kam aus dem Schaffnerei-Wald Langental. Die für Meckesheim zuständige Kirchenverwaltung hatte nach dem Brand von 1722 nämlich das Holz zum Aufbau des Dorfes zu liefern. Alle einheimischen Zimmerleute und Maurer hatten aber vollauf Arbeit im Ort, so dass man für den Aufbau der Zehntscheuer auf die beiden Heidelberger Rost und Diskant zurückgreifen musste.
Die Abgaben aus dem Jahr 1744
1744 zählte Meckesheim 400 Seelen und musste von 1746 bis 1755 sechs Malter Korn, 114 Malter Spelz, und 63 Malter und 4 1/2 Simri Hafer abliefern. Diese Abgaben wären noch höher ausgefallen, wären nicht die Missjahre 1748 und 1751 bis 1755 gewesen, in denen kein Korn geerntet werden konnte.
An Wein musste von 1746 bis 1753 neun Fuder, fünf Ohm und 22 Maß an die Meckesheimer Pfarrei abgegeben werden. 1745 und 1750 waren sehr schlechte Weinjahre. 1755 hatte Meckesheim 16 Morgen 1 Viertel und 6 1/4 Ruten Weinberge. Sie verteilten sich auf die folgenden Gewanne:
- In der Schwarzach 6 Morgen 3 Viertel und 39 ein Viertel Ruten.
- Im tiefen Winkel 3 Viertel 26 einhalb Ruten
- Im Bletzberg 6 Morgen 38 dreiviertel Ruten
- St. Martin 2 Morgen 22 Ruten
1806 Hochwasser von fünf Fuß in der Zehntscheuer
In der Nacht vom 20. auf den 21. Januar 1806 ging in Meckesheim ein gewaltiger Wolkenbruch nieder. Das ganze Dorf wurde überschwemmt. In der Zehntscheuer stand das Wasser fünf Fuß, das heißt 1,50 Meter hoch. Von den etwa 250 Zentnern Heu, die darin gelagert waren, waren 80 Zentner total verschlammt und damit unbrauchbar. Die Urkunde darüber ist unterzeichnet vom damaligen Schultheiß Maurer und den Gerichtspersonen Johann Müller, Johann Mitzel, Peter Ihle und dem Gerichtsschreiber Kilian, der zugleich Lehrer im Ort war.
Was mit dem Zehnten in Heidelberg geschah
Der Teil des Zehnten, welcher der kurfürstlichen Hofkammer zufloss, wurde von dieser oft verkauft, aber auch an Verwandte des kurfürstlichen Hauses einfach verschenkt. Die Beschenkten verkauften oder verschenkten den Meckesheimer Zehnten dann oft wieder weiter an Dritte. So kam es, dass die Ritter Landschad von Neckarsteinach, dann wieder das Geschlecht der Schwieker von Sickingen den Meckesheimer Zehnten erhoben. Die Sickinger hatten sogar vor, sich in Meckesheim niederzulassen. Die freien Meckesheimer Bauern wehrten sich aber mit allen Mitteln dagegen. Man erzählte sich um 1940 noch in Meckesheim, dass die Meckesheimer Bauern dieses Adelsgeschlecht mit Heugabeln und Dreschflegeln aus dem Dorf jagte.