Jedenfalls macht sich das Heidelberger Landratsamt eingehende Gedanken für den Fall, dass die Anfechtenden den Gerichtsweg beschreiten. So könnte laut Heidelberg der Gemeinderat einen Amtsverweser (Amtsdeutsch für Stellvertreter) einsetzen. Als Amtsverweser könnte zum Beispiel der stellvertretende Bürgermeister Hans Sonnentag die Geschäfte weiterführen. Wahlsieger Maik Brandt hat aber bereits bekundet, als Amtsverweser zur Verfügung zu stehen. Auch der abgewählte Hans-Jürgen Moos ist der Meinung, die Geschäfte im Meckesheimer Rathaus als Amtsverweser weiterführen zu können. In Heidelberg ist man wegen der Abwahl Moosens allerdings ganz anderer Auffassung. Moos hat sich aber offenbar schon seine Gedanken im Hinblick auf eine Tätigkeit als Amtsverweser gemacht, wie seine Stellungnahme verrät. Die ihm nachteilige Rechtsauffassung des Landratsamtes will er öffentlich nicht kommentieren.
Brandt kommentierte die Wahlanfechtung damit, dass sie legitim und zu akzeptieren sei und ihn nicht aus der Ruhe bringe. Einen kleinen Einblick darüber, wie Brandt seinen Kontrahenten Moos sieht, dürfte ein Nebensatz, den Brandt gegenüber der RNZ äußerte, geben. Er, Brandt, habe den Eindruck als sei „jemandem das Spielzeug weggenommen“ worden. Dieser „jemand“ ist natürlich kein anderer als Moos. Darf man aus diesem Einblick in Brandts Innenleben herauslesen, dass er Moos in die Wahlanfechtung involviert und in Moos einen scheinerwachsenen Charakter sieht?
Zielscheibe der Wahlanfechtung sind vor allem Hans Sonnentag (CDU) als Vorsitzender des Wahlausschusses und sein Stellvertreter Jürgen Köttig (MuM). Beiden wird mangelnde Neutralität bei ihrer Amtsausübung vorgeworfen. Moos habe sich vor allem bei der Kandidatenvorstellung in Mönchzell benachteiligt gefühlt. Dort soll Köttig während Moosens Ausführungen gelacht und Hans Sonnentag als Vorsitzender ihn deswegen nicht zur Ordnung gerufen haben. War Köttigs Lacher wahlentscheidend?
Kritisiert wird auch, dass Wahlhelfer in verschiedenen Wahlbezirken während der Auszählung per SMS oder Whatsapp miteinander kommuniziert haben sollen. Worüber eigentlich?
Bei der Briefwahl sollen schließlich Stapel mit Moos-Stimmzetteln „hin- und hergeschoben“ und unterschiedliche Zahlen genannt worden sein. Wird nicht gerade deshalb mehrmals nachgezählt, um Fehler beim Auszählen zu verhindern?
Moos hat sich gegenüber der Presse dahin festgelegt, dass er weder Initiator noch Unterstützer der Wahlanfechtung sei. Er sei kein schlechter Verlierer. Dies lässt aufhorchen. Moosens Fahrzeug soll nach der Wahl mehrmals vor dem Haus eines der beiden Einspruchsführer in Mönchzell gesehen worden sein. Auch war zu vernehmen, Passagen der Anfechtung seien im Ich-Stil geschrieben. Dies belege, dass Moos die Anfechtung vorformuliert habe und sie dann von den Anfechtenden in indirekte Rede umformuliert worden sei. In der Eile sei zumindest eine entlarvende Passage bei der Umschreibung übersehen worden. Um diese Vorwürfe auszuräumen, wäre eine Veröffentlichung der Anfechtungsschrift wünschenswert. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, wäre dies allerdings eine erdrückende Hypothek für Moos. Dann wäre er in der Tat ein schlechter Verlierer.