Mönchzell gehörte um 1000 zu Worms. Das wollen wir uns etwas genauer anschauen. Und dazu müssen wir zunächst noch einmal fast 1000 weitere Jahre zurückgehen.
Wir wissen, dass es in römischer Zeit ein Villa rustica (römischer Gutshof) auf Mönchzeller Gemarkung gab. Bei uns waren also die alten Römer zu Hause. Danach überrannten die Alemannen, das war ein alter Germanenstamm, die römische Limesmauer und wurden bei uns sesshaft. Damals hieß unsere Ecke das „Dekumatenland“.
Aber wie das so ist. Die Alemannen hatten es sich gerade einige Jahrhunderte so richtig gemütlich gemacht, da kam ein Volk, das noch mehr Power hatte: Die Franken. Die Alemannen mussten klein bei geben. Der Oberfranke Karl der Große, gründete 800 das Heilige Römische Reich deutscher Nation, das bis 1806 bestand. Und das Wichtigste: Ab Karl, der übrigens nicht schreiben konnte, gab es einen deutschen König. Diesen Posten gaben die Franken lange nicht her. Aber auch die Franken schwächelten nach einiger Zeit, und so kam es wie es kommen musste:
Ab 919 regierten im heutigen Deutschland, das damals Ostfrankenreich hieß, die Sachsen. Die hießen anscheinend alle Otto, denn man nennt sie noch heute die Ottonen. Der bekannteste Sachsenkönig war Otto der Große, der die Ungarn 955 auf dem Lechfeld verprügelte und so zum „Retter der Christenheit“ wurde. Dem großen Otto folgten dann zwei kleinere Ottos, nämlich Otto II. und Otto III. Und um den Dritten geht es hier. Der war von 983 an deutscher König, bis er 1002 starb.
Aus dieser Zeit, also den ersten 1000 Jahren nach Christus, weiß man so gut wie nichts über unsere Heimat, den Kraichgau. Aber: Unsere Sachsenottos hatten eine richtig gute Idee. Der deutsche König musste sich gegen die anderen deutschen Herzöge immer seiner Haut erwehren. Schließlich wollte ja jeder von denen König werden. Und um sich hier besser abzusichern, zog Otto der Große die Kirche auf seine Seite. Er machte die Kirche in Deutschland zur „Reichskirche“ und schenkte ihr viel Land und viele königliche Rechte. Die Kirchenleute waren nicht so gefährlich wie die Herzöge, denn die Bischöfe durften nicht heiraten und hatten deshalb keine Kinder, denen sie ihre Güter vererben wollten. Die ottonischen Schenkungen verpflichteten natürlich die Kirchenleute zu erhöhtem Dienst für König und Reich. Die Ottos ließen sich daher von den Reichskirchen beherbergen und verköstigen, wenn sie durchs Land zogen. Und die Kirche musste sogar die meisten Soldaten für den Krieg stellen. Ja wirklich. Die Kirche verstand sich damals nämlich nicht nur aufs Beten. Die Hochstifte, so hießen die Gebiete der mächtigsten Bischöfe, wurden dank der Ottos zu richtigen Fürstentümern, also so ähnlich wie heute die Bundesländer.
Und jetzt kommen wir allmählich zur Sache, nämlich zu Mönchzell und den anderen Kraichgauorten. Nicht weit von Mönchzell liegt Worms. Wart ihr schon einmal in Worms? Worms ist bekannt als Nibelungenstadt – ihr kennt ihr doch die Geschichte mit dem Drachentöter Siegfried, oder? – und für seinen Dom St. Peter, der ganz, ganz zufällig genauso heißt wie die evangelische Kirche in Mönchzell, die schon vor über 500 Jahren St. Peter hieß. Aber wir gehen noch mal mehr als 500 Jahre zurück, nämlich ins Jahr 988. Da schenkte nämlich unser dritter Otto dem Hochstift Worms den königlichen Forst zwischen den Flüssen Neckar, Elsenz und Lein. Die Lein ist ein kleiner Fluss wie die Elsenz und fließt zwischen Eppingen und Heilbronn. Die Elsenz kennt ihr ja von Meckesheim her. Das ist ungefähr das Gebiet, um das es geht, also das hier unten auf dem Bild gelb umkringelte.
Und wisst ihr, was da mitten drin liegt? Ja, genau. Mönchzell, Meckesheim, Lobenfeld, Waldwimmersbach, Haag, Eschelbronn, Spechach, Mauer, Wiesenbach und wie die Ortschaften bei uns alle heißen. Ob damals Leute hier gewohnt haben, wo heute die Mönchzeller oder Meckesheimer wohnen, weiß keiner genau, aber ziemlich sicher war das Gebiet damals menschenleer.
Was ist nun eigentlich ein Forst? Naja, das hat was mit Wald zu tun oder? Klingt ja ziemlich nach Förster oder wie im englischen „forest“.
In der Zeit, um die es uns geht, konnte anfangs jeder aus dem Wald Brenn- und Bauholz holen, so viel er wollte. Es war ja genug da. Die Bauern konnten ihr Rinder und Schafe im Wald weiden lassen und Rehe und Wildschweine für den Sonntagsbraten jagen. Und jetzt kommt es. Der König fing an, den Leuten zu untersagen, den Wald weiterhin wie bisher zu nutzen. Der Wald wurde „forestiert“, wie man damals sagte, also eigentlich hätte man besser „eingezäunt“ gesagt. Nämlich genau das bedeutete „forestieren“ damals. Der Wald wurde natürlich nicht wirklich eingezäunt, aber so bildlich eben. Zuallererst wurde den Bauern die Jagd untersagt. Wenn in einem Forst nur noch der König jagen durfte, sagte man, über diesen Wald sei der „Wildbann“ verhängt. Später wurde dann auch ganz genau geregelt, wer wann wie viel Brennholz und Bauholz schlagen durfte und wo Haustiere im Wald weiden konnten
Und genauso einen Bann hatte der König in seinem Forst verhängt, den er 988 dem Hochstift Worms schenkte. Das Wormser Hochstift spielte jetzt 200 Jahre lang im königlichen Forst die Hauptrolle. Wenn das schon alles Forst war, spricht viel dafür, dass es dort nur Wald gab und unsere Heimat um 1000 von Menschen unbewohnt war. Der Wald musste erst gerodet, also Bäume geschlagen und der Boden beackert und die Gegend damit besiedelt werden. Das veranlassten dann wohl die Kirchenleute aus Worms. Unser Forst wurde übrigens der „Wimpfener Bannforst“ genannt. Bad Wimpfen liegt ja auch drinnen. Da gibt es übrigens einen schönen Weihnachtsmarkt.
Hier könnt ihr die Regionen sehen, in der das Wormser Hochstift und die anderen Hochstifte damals herrschten:
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Wenn Du dir was von dem hier merken willst, dann
Merke: Mönchzell und die Gegend drum herum war um 1000 Wald. Der König schenkte um 1000 dem Hochstift Worms den Königsbann im Wimpfener Bannforst. Das war die Gegend zwischen Neckar, Elsenz und Lein. Dazu gehörte auch die heutige Mönchzeller Gemarkung.