Die Hexe von Mönchzell

(nacherzählt von Gerhard Ruby)
Dürer
Vor vielen Jahren lebte in Mönchzell ein Bauer, der eine sehr schöne Frau hatte.
Die Ehe war glücklich und zufrieden, bis unser Bauer eines Abends eine seltsame Entdeckung machte. Er wollte im Stall nach seinen zwei Pferden sehen. Wie erstaunt war er aber, als er dort noch ein drittes Tier – eine herrliche schneeweiße Stute – vorfand. Aufgeregt wollte er seiner Frau von diesem merkwürdigen Fund berichten, könnte sie aber nicht finden. So wollte er sich wieder dem herrlichen Tiere zuwenden – nur: Als er den Stall erneut betrat, befanden sich nur die zwei gewohnten Bewohner darin. Der Bauer war sich zwar sicher, dass ihn seine Sinne nicht getäuscht hatten. Um nicht lächerlich zu erscheinen, behielt er sein Geheimnis aber für sich. Am folgenden Abend trieb ihn die Neugier wieder in den Stall, wo ihn erneut der seltsame Gast empfing. Nun hat der Bauer das prächtige Schimmeltier, das aus Mönchzell niemandem gehören konnte, gerne behalten. Am nächsten Tag ging er zum Dorfschmied und ließ sich vier Hufeisen geben. Als als er am Abend die Stute wieder im Stall vorfand, beschlug er das Tier und band es fest an einem Pfahl fest. Welch ein Fang!
Flugs holte er seinen Nachbarn herbei, um diesem das Pferd zu zeigen. Als beide aber den Stall betraten, war das Tier schon wieder verschwunden. Nur ein Rest des abgerissenen Strickes noch am Pfahl. Kopfschüttelnd ging der Bauer mit seinem Nachbarn ins Haus, um jetzt auch seiner Frau von dem Spuk zu erzählen. Die  aber lag im Bett – mit hochrotem Kopf und schweißtriefendem Gesicht. Das stöhnende und keuchende Frauenzimmer brachte auf die Frage, was ihr den fehle, keinen menschlichen Laut hervor. Ihr einst so schöner Mund verzerrte ihr Gesicht zu einer scheußlichen Fratze.
Die Ursache ihrer Pein war schnell geklärt, als der Bauer die Bettdecke wegzog, um seiner Frau Luft zu verschaffen. An Händen und Füßen fanden sich die Eisen, welche der Bauer kurz zuvor dem Pferde an die Hufen genagelt hatte. Um den Hals aber trug seine Frau das abgerissene Seil. Es stand außer Frage, dass sie sich jeden Abend in den Schimmel verwandelt hatte und das schöne Weib eine fürchterliche Hexe war. Die Hexe von Mönchzell verstarb noch in dieser Nacht an den Folgen ihrer Pein.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s